Sensoren an Pissoirs in Wahrheit Kameras, über die geschultes Spülpersonal zuschaut

Düsseldorf (dpo) - Selbstspülende Pissoirs gehören heute bei den meisten öffentlichen Toilettenanlagen zum Standard. Doch eine Recherche des Postillon zeigt nun: Hinter den vermeintlich automatischen Sensoren stecken in Wirklichkeit Kameras, über die geschultes Personal zuschaut, um im richtigen Moment die Spülung auszulösen.

Offiziell gibt es sie gar nicht, doch hier in Düsseldorf arbeiten Hunderte von ihnen in einem unscheinbaren Bürogebäude, das intern "Spülcenter" genannt wird: Niedriglöhner, die am Tag bis zu zehn Stunden lang auf Bildschirme starren, auf denen die Genitalien Zehntausender Männer beim Urinieren zu sehen sind.

Mit den Medien sprechen dürfen die Angestellten nicht – zu groß ist die Angst, den Job zu verlieren. Schließlich gelingt es uns doch, eine von ihnen zu befragen. Jolanda S. (Name geändert) ist für 10 Autobahnraststätten-, 7 Multiplex-Kino- und 4 Schwimmbad-Pissoirs zuständig. "Sensoren, die erkennen, wann man fertig mit dem Pinkeln ist, wurden schlicht nie erfunden", verrät die Insiderin. "Wie soll das auch gehen? Aber die Leute heutzutage erwarten eben, dass alles automatisiert abläuft. Deshalb wurden in den letzten Jahrzehnten Spülcenter eingerichtet."

Wenn man ganz genau hinsieht, kann man die Kamera entdecken.

Der Job von Jolanda S. besteht aus immer der gleichen Routine. "Wenn ich auf einem meiner sieben Monitore sehe, dass jemand mit dem Pinkeln beginnt, schaue ich natürlich genau hin, damit ich nicht verpasse, wenn er aufhört und geht." Da nicht alle Männer ihr Genital nach dem Urinieren schütteln, können ungeschulte Spüler diesen Moment leicht verpassen. "Ich drücke am Tag im Schnitt ungefähr 500 bis 1000 Mal auf den Spülknopf und spüle damit in drei Bundesländern." Wichtig sei es, dabei stets aufzupassen, die richtige Nummer zu drücken, damit auch das richtige Klo gespült wird. "Andernfalls könnten die Leute vor Ort Verdacht schöpfen."

Ob Jolanda S. zufrieden ist mit ihrem Job? "Der Lohn könnte natürlich besser sein, aber dafür ist die Arbeit nicht sehr schwer und man sieht immer etwas Neues", erklärt sie. Sie hofft auf eine baldige Beförderung. "Vielleicht darf ich irgendwann eine Kaufhaustür öffnen oder sogar eine Verkehrsampel umschalten, die erst aktiv wird, wenn man bis zur Haltlinie vorgefahren ist."

Idee: gka; ssi, dan; Foto oben: Shutterstock; Hinweis: Es gibt einen Kurzfilm von 2009, der das Thema ähnlich beschreibt; Erstveröffentlichung: 3.1.19
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