Hamburg (dpo) - Spiegel-Leser werden schon ab diesem Samstag ihre Zeitschrift im Kiosk nicht mehr an der gewohnten Stelle vorfinden: Das Hamburger Magazin wird ab der kommenden Ausgabe im Regal mit Heftromanen, Fantasy-Magazinen und Science-Fiction-Büchlein stehen. Das entschied der Bund Deutscher Zeitschriftenhändler (BDZ).
"Eigentlich hatten wir den Spiegel ja bei den Politik- und Nachrichtenmagazinen einsortiert", so ein Sprecher des BDZ. "Doch wie sich in dieser Woche herausgestellt hat, war das grundfalsch. Es handelt sich dabei um fiktive Texte der Gattung Prosa, die bei den Heftromanen zwischen Perry Rhodan und Vampirjäger John Sinclair viel besser aufgehoben ist."
Möglicherweise habe der Spiegel-Verlag durch die bisher falsche Einsortierung sogar Umsatzeinbußen erlitten. Das legt auch die Aussage einer Kundin in einem Berliner Zeitungskiosk nahe: "Ich bin begeisterte Leserin von Heftserien wie Dr. Norden, Das freundliche Ärztehaus oder Der kleine Fürst, stöbere hier immer in der Heftroman-Ecke. Dass es auch den Spiegel gibt, wusste ich bisher gar nicht", sagt Helga Bartel (74). "Da ist mir ja vielleicht jahrelang was entgangen."
Nach einem ersten Durchblättern habe sie den Eindruck, "dass da richtig kreative Autoren schreiben. Diese blumige Sprache, diese faszinierenden Charaktere und der allwissende Erzähler, der den Protagonisten in die Köpfe schauen kann – da bekommt man manchmal richtig das Gefühl, dass die Geschichte wahr sein könnte."
Der BDZ gibt allerdings dem Spiegel-Verlag "eine gewisse Mitschuld" an der falschen Platzierung in den Regalen: "Romanhefte haben seit je ein einheitliches Format von etwas mehr als DIN A 5. Die Spiegel-Hefte fallen da mit ihrer Übergröße schon etwas aus dem Rahmen und ähneln ja zumindest äußerlich eher einem klassischen Nachrichtenmagazin", so der Sprecher. Man habe daher den Herausgebern das Zugeständnis abgerungen, dass der Spiegel ab 2019 auch optisch und preislich dem Genre-Standard angepasst werde:
bep, ssi, dan; Foto oben [M]: Olaf Simons, CC BY-SA 3.0