Berlin (dpo) - Das erklärt allerdings so einiges: Offenbar hat rund die Hälfte der am Berliner Flughafen BER beschäftigten Bauarbeiter nicht etwa den Auftrag, das Großprojekt fertigzustellen, sondern den gesamten Gebäudekomplex abzureißen. Grund dafür ist wohl ein fehlerhaftes Vertragsformular aus dem Jahr 2011, das dem Postillon exklusiv vorliegt.
Ein früherer Mitarbeiter der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, der anonym bleiben will, erinnert sich: "Ja, also Ende 2010 stellte man fest, dass man zwar gut in der Zeit lag, aber dass es trotzdem eng werden könnte mit dem Eröffnungstermin am 30. Oktober 2011. Man hatte die Sorge, dass BER erst in der ersten Novemberwoche eröffnen kann."
Um den daraus resultierenden Prestigeverlust zu vermeiden, habe die Bauleitung in Absprache mit den politischen Verantwortlichen beschlossen, eine zweite Baufirma zu engagieren, die vor allem in den Nachtstunden arbeiten sollte, um den Fortschritt der Arbeiten zu beschleunigen.
Doch dabei kam es zum entscheidenden Fehler: "Irgendjemand muss in der Eile anstelle des Standardvertragsformulars 7B ('Fertigstellung') fälschlicherweise zum Standardvertragsformular 7C ('Abriss') gegriffen haben", so der anonyme Mitarbeiter.
Der Rest ist Geschichte. Weil die eine Baufirma nachts stets das abriss, was die erste Baufirma tags zuvor gebaut hat, konnte der Oktober-2011-Termin nicht gehalten werden – ebensowenig wie die darauffolgenden Termine 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019 und wohl auch 2020.
Aussagen von Bauarbeitern der beiden involvierten Firmen zeugen vom kuriosen Arbeitsalltag auf der BER-Baustelle. Harry R., der für die erste Baufirma arbeitet, erzählt: "Ich habe mich schon gewundert: Immer wenn ich was fertig eingebaut oder angeschlossen habe, war es am nächsten Morgen wieder fachgerecht eingerissen und abmontiert", so der Experte für die Installation von Brandschutzanlagen. "Also musste ich wieder von vorne anfangen. Das geht schon seit acht Jahren so."
So hinterließ Baufirma 1 jeden Abend die Baustelle:
Völlig anders stellte sich die Situation für René S., Arbeiter der zweiten Baufirma, dar: "Ich habe mich schon gewundert: Immer wenn ich was fertig eingerissen oder abmontiert habe, war es am nächsten Abend wieder fachgerecht eingebaut und angeschlossen", so der Experte für die Deinstallation von Brandschutzanlagen. "Also musste ich wieder von vorne anfangen. Das geht schon seit acht Jahren so."
So hinterließ Baufirma 2 jeden Morgen die Baustelle:
Nun, wo die Ursache für die ständigen Verzögerungen bekannt ist, sollte es ein Leichtes sein, den Fehler zu korrigieren. Doch das gestaltet sich offenbar schwieriger als gedacht: Denn der Vertrag mit der abreißenden Baufirma hat keine feste Laufzeit, sondern endet erst, wenn der gesamte Gebäudekomplex vollständig abgerissen ist.
Daher gebe es nur zwei Möglichkeiten zur Problemlösung: Entweder die Flughafengesellschaft zieht eine dritte Baufirma hinzu, die die erste Baufirma bei ihrer Arbeit gegen die zweite Baufirma unterstützt, oder man lässt die zweite Baufirma den Flughafen fertig abreißen, zahlt sie aus und beginnt dann noch einmal komplett von vorne.
ssi; Fotos: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 31.7.17
Ein früherer Mitarbeiter der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, der anonym bleiben will, erinnert sich: "Ja, also Ende 2010 stellte man fest, dass man zwar gut in der Zeit lag, aber dass es trotzdem eng werden könnte mit dem Eröffnungstermin am 30. Oktober 2011. Man hatte die Sorge, dass BER erst in der ersten Novemberwoche eröffnen kann."
Um den daraus resultierenden Prestigeverlust zu vermeiden, habe die Bauleitung in Absprache mit den politischen Verantwortlichen beschlossen, eine zweite Baufirma zu engagieren, die vor allem in den Nachtstunden arbeiten sollte, um den Fortschritt der Arbeiten zu beschleunigen.
Wäre bereits seit 2011 fertig, wenn es nicht zu der bedauerlichen Panne gekommen wäre: Flughafen BER |
Der Rest ist Geschichte. Weil die eine Baufirma nachts stets das abriss, was die erste Baufirma tags zuvor gebaut hat, konnte der Oktober-2011-Termin nicht gehalten werden – ebensowenig wie die darauffolgenden Termine 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019 und wohl auch 2020.
Aussagen von Bauarbeitern der beiden involvierten Firmen zeugen vom kuriosen Arbeitsalltag auf der BER-Baustelle. Harry R., der für die erste Baufirma arbeitet, erzählt: "Ich habe mich schon gewundert: Immer wenn ich was fertig eingebaut oder angeschlossen habe, war es am nächsten Morgen wieder fachgerecht eingerissen und abmontiert", so der Experte für die Installation von Brandschutzanlagen. "Also musste ich wieder von vorne anfangen. Das geht schon seit acht Jahren so."
So hinterließ Baufirma 1 jeden Abend die Baustelle:
Völlig anders stellte sich die Situation für René S., Arbeiter der zweiten Baufirma, dar: "Ich habe mich schon gewundert: Immer wenn ich was fertig eingerissen oder abmontiert habe, war es am nächsten Abend wieder fachgerecht eingebaut und angeschlossen", so der Experte für die Deinstallation von Brandschutzanlagen. "Also musste ich wieder von vorne anfangen. Das geht schon seit acht Jahren so."
So hinterließ Baufirma 2 jeden Morgen die Baustelle:
Nun, wo die Ursache für die ständigen Verzögerungen bekannt ist, sollte es ein Leichtes sein, den Fehler zu korrigieren. Doch das gestaltet sich offenbar schwieriger als gedacht: Denn der Vertrag mit der abreißenden Baufirma hat keine feste Laufzeit, sondern endet erst, wenn der gesamte Gebäudekomplex vollständig abgerissen ist.
Daher gebe es nur zwei Möglichkeiten zur Problemlösung: Entweder die Flughafengesellschaft zieht eine dritte Baufirma hinzu, die die erste Baufirma bei ihrer Arbeit gegen die zweite Baufirma unterstützt, oder man lässt die zweite Baufirma den Flughafen fertig abreißen, zahlt sie aus und beginnt dann noch einmal komplett von vorne.
ssi; Fotos: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 31.7.17