Györ (dpo) - Mihály Szabó dürfte namentlich nur wenigen Menschen bekannt sein, obwohl täglich weltweit unzählige Menschen seine Erfindung in den Händen halten: Der ungarische Apotheker erfand im Jahr 1928 den Beipackzettel, der bis heute in der Verpackung nahezu sämtlicher Arzneimittel zu finden ist. Nun gab die Exhumierung des 1974 verstorbenen Mannes Rätsel auf.
Die Ausgrabung war nötig, weil patentrechtliche Zweifel laut wurden, ob der Beipackzettel mit seiner speziellen Falttechnik tatsächlich die Idee von Szabó war. Um diese Frage zu beantworten, wurde Szabós Leichnam auf einem Friedhof im ungarischen Jászberény zum Zweck eines Gentests exhumiert.
Mihály Szabó zu Lebzeiten |
Der Abgleich mit DNS-Rückständen auf den ersten Beipackzettel-Prototypen räumte schließlich alle Zweifel an Szabós Urheberschaft aus. Erstaunlicher als dieser Befund war jedoch, dass die Überreste des Apothekers danach partout nicht mehr in den Sarg passen wollten.
Bei den Fachkräften, die mit der Exhumierung beauftragt wurden, handelt es sich um Experten mit langjähriger Erfahrung. Doch so etwas haben selbst sie zuvor noch nie erlebt. Bestatter Zoltan Tóth (45) findet keine Erklärung: "Zunächst haben wir ihn wieder genauso reinlegen wollen, wie er bei der Öffnung lag: ausgestreckt und mit auf dem Bauch verschränkten Armen. Aber aus irgendeinem Grund standen die Füße unten plötzlich über. Ich habe keine Ahnung, wieso."
Nach Angaben der Friedhofsverwaltung kann ausgeschlossen werden, dass Sarg oder Leichnam in der Zwischenzeit vertauscht wurden. Niemand habe Zugang zu dem Raum gehabt, weitere Exhumierungen, etwa von erheblich größeren oder schwereren Leichnamen, hätten im selben Zeitraum nicht stattgefunden. Zudem sei die ganze Zeit mindestens einer der Bestatter sowie ein Gerichtsmediziner im Raum gewesen.
Hätte Szabó die Packungsbeilage nicht erfunden, könnten wir zu Risiken und Nebenwirkungen nur unseren Arzt oder Apotheker fragen. |
"Wir haben dann vorsichtig versucht, seine Beine etwas mehr anzuwinkeln, so dass die Füße wieder reinpassen, aber dann ging der Deckel oben nicht mehr zu. Als wir den Körper auf die Seite drehen wollten, wurde alles noch schlimmer!", berichtet Tóth weiter. Denn es schien, als würde der Sarg bei jedem Versuch ein Stückchen kleiner werden – oder der Leichnam größer.
Schließlich mussten Tóth und sein Kollege die sterblichen Überreste von Szabó mit aller Kraft in den offenen Sarg stopfen und den Deckel trotz zum Teil noch herausstehender Gliedmaßen gewaltsam zudrücken.
Stolz seien sie darauf nicht, aber es sei die bessere Option gewesen: "Wir hatten schon ernsthaft darüber nachgedacht, die Leiche einfach in den Papierkorb zu schmeißen und den leeren Sarg zu bestatten. Letztlich guckt ja dann eh keiner mehr nach."
adg, (ssi, dan); Foto oben [M] und unten: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 1.2.17