Düsseldorf (dpo) - Kollegen, Kunden, Arbeitgeber – er hat sie alle getäuscht: Ein 45-jähriger Hirnchirurg aus Düsseldorf hat acht Jahre lang als Kassierer in einem Supermarkt gearbeitet, ohne je eine Ausbildung als Verkäufer abgeschlossen zu haben. Nach einem anonymen Hinweis wurde der Hochstapler nun entlarvt.
Die Polizei konnte Dr. med. Frank W. (45) während der unberechtigten Ausübung seines angeblichen Berufs an der Supermarktkasse dingfest machen. Wie sich herausstellte, hatte der promovierte Arzt seinen Abschluss als Verkäufer nur vorgetäuscht, ohne je die dazugehörige zweijährige Ausbildung absolviert zu haben. Auch seinen Doktortitel hatte der falsche Verkäufer seinem Arbeitgeber verschwiegen.
Der Schaden ist immens: Ersten Schätzungen zufolge soll W. in den vergangenen acht Jahren Lebensmittel im Wert von knapp 16 Millionen Euro abgerechnet haben. Diese Verkäufe müssen wohl rückabgewickelt werden, da W.s Arbeitgeber keine korrekte Abrechnung garantieren kann.
Im Gefängnis kann W. über seine Hochstapeleien nachdenken. |
Unter seinen Kollegen galt W. stets als freundlicher und zuverlässiger Kollege – auch wenn ihm hin und wieder kleine Fehler unterliefen. "Manchmal konnte er beim Auffüllen der Kasse die Münzrollen nicht richtig aufbrechen, das hat mich schon stutzig gemacht", berichtet etwa die gelernte Einzelhandelskauffrau Wiebke Begemann, die fünf Jahre lang mit W. zusammenarbeitete. "Und einmal hat er mir in der Mittagspause einen kleinen Hirntumor entfernt. Aber da komme ich doch nicht gleich auf den Gedanken, dass er nicht das ist, für was ihn alle halten."
Bei den Kunden des Supermarkts, in dem Frank W. tätig war, sitzt der Schock über den Betrug noch tief: "Der grüßte immer freundlich und zog die Waren recht professionell über dieses Piepsding", erzählt ein 70-jähriger Kunde, der dort täglich einkauft. "Nie hätte ich ihm das zugetraut. Seit ich weiß, dass er nur ein Hochstapler ist, kann ich nachts schlecht schlafen. Hoffentlich muss dieser Mensch lange hinter Gitter für das, was er uns angetan hat!"
Gut möglich, dass es so kommt: Bei einer Verurteilung droht W. eine Haftstrafe von bis zu 4,99 Jahren.
up, dan, ssi; Fotos: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 13.12.16