Düsseldorf (dpo) - Der wohl längste Sorgerechtsstreit in der Geschichte der Bundesrepublik ist endlich mit einem rechtskräftigen Urteil beendet worden. Wie das Oberlandesgericht Düsseldorf beschloss, soll der mittlerweile 40-jährige Jochen K. künftig bei seiner Mutter leben. Sie erhielt das alleinige Sorgerecht.
Im Juli 1990 hatten sich Bernd K. und Ute K. (geb. L.) nach zehn Ehejahren getrennt. Daraufhin begann der Streit um den gemeinsamen Sohn Jochen, damals acht Jahre alt.
"Die beiden waren unerbittlich", erinnert sich Richter a.D. Dieter Kruse, der das Verfahren in den ersten fünf Jahren leitete. "Kein bisschen kompromissfähig. Selbst ihre Anwälte kommunizierten nur noch über Anwälte miteinander."
Ist wütend über die Entscheidung des Gerichts und denkt darüber nach, seinen Sohn zu entführen: Jochens Vater Bernd |
32 Jahre lang stritt sich das Paar durch alle Instanzen. Zusätzlich führten immer wieder unerwartete Wendungen und wechselnde Lebensverhältnisse der Beteiligten dazu, dass die Verhandlungen ins Stocken gerieten. Auch die insgesamt 19 psychologischen Gutachten zur Klärung der Frage, ob Jochen schon selbst entscheiden kann, bei wem er leben möchte, kosteten wertvolle Zeit.
Unterdessen lebte Jochen übergangsweise bei seinen Großeltern. Nach der Schule begann er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, die er 2001 mit Auszeichnung abschloss. Er zog nach Bielefeld und arbeitet inzwischen als Bereichsleiter bei einer großen Supermarktkette.
Mit dem gestern gefällten Urteil steht nun fest: Der kleine Jochen darf bei seiner Mutter leben. Sein Vater Bernd K. hat lediglich zweimal pro Monat Besuchsrecht.
Die mittlerweile 61-Jährige freut sich riesig darüber, dass sie den langen Kampf um ihren Sohn endlich gewonnen hat. "Sein altes Kinderzimmer ist schon hergerichtet und alles für den Einzug bereit", erklärt sie. "Ich werd ihm heute Abend vorm Schlafengehen 'Max und Moritz' vorlesen. Das ist seine Lieblingsgeschichte."
Unmittelbar nach dem Gerichtsbeschluss holten Mitarbeiter des Jugendamtes Jochen K. ab und brachten ihn zu seiner Mutter – sehr zur Bestürzung seiner Frau und seiner drei Kinder.
pfg, ssi, dan; Foto oben: Shutterstock, Foto rechts: Fotolia; Erstveröffentlichung: 17.3.16