Bachem (dpo) - Ein aufmerksamer LKW-Fahrer hat heute Morgen in der Nähe von Köln einen völlig verwahrlosten Mann auf einer einsamen Verkehrsinsel entdeckt. Erst nachdem er in ein Krankenhaus gebracht wurde, stellte sich heraus, dass es sich bei dem Mann um den vor über 20 Jahren verschollenen Benno Hansen handelte. Offenbar hatte der damals 16-jährige Jugendliche Mofabruch erlitten.
Hansen, bevor er verschwand |
Inzwischen ist der Unfallhergang rekonstruiert: Auf dem Heimweg nach einer Diskonacht in Tönning verlor der leicht angetrunkene Hansen die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidierte mit einem Verkehrsschild. Zwar blieb der Jugendliche wie durch ein Wunder unverletzt, doch er musste feststellen, dass er auf einer Verkehrsinsel gestrandet war. Zwei Wochen wurde Benno Hansen mit Hundestaffeln und Hubschraubern gesucht – dann wurde er für tot erklärt.
Hansen selbst ist gesund, muss aber psychologisch betreut werden. Er erzählt trotz sichtlicher Artikulationsschwierigkeiten, wie er immer wieder versucht hatte, mit Signalfeuern und wildem Herumspringen auf sich aufmerksam zu machen, wenn alle paar Wochen ein Fahrzeug vorbeikam. "Ich war überzeugt, sie müssten mich sehen, aber sie fuhren einfach an mir vorbei," so Hansen kopfschüttelnd.
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Wenigstens hungern musste der Mofabrüchige nicht: "Ich habe mich hauptsächlich von Schnecken und Insekten ernährt, von denen es auf der Verkehrsinsel glücklicherweise recht viele gab", so Hansen. Hin und wieder habe er auch einen vorbeilaufenden Dachs oder Igel mit einem selbstgebastelten Speer erlegt.
Um nicht verrückt zu werden, hatte sich Hansen immer wieder die Aufschrift des einzigen Schildes auf seiner Insel durchgelesen: "Berrenrath 2 km / Gleuel 2 km / Türnich 8 km / Bachem 2 km". Aus diesen fast schon poetischen Worten habe er immer wieder neue Kraft schöpfen können.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Kraftfahrzeugbrüchiger (DGRK) macht die Politik indirekt für Hansens Schicksal verantwortlich. Die Verkehrsnotrettungsorganisation fordert schon seit Langem, Verkehrsinseln mit Leuchtsignalpistolen und Warnwesten auszustatten. Mit letzteren könnten sportliche Fahrzeugbrüchige weniger breite Straßen bei gutem Wetter zur Not auch zu Fuß überqueren.
ssi; Erstveröffentlichung: 14.6.12