Mogadischu, Berlin (dpo) - Und wieder ein neuer Skandal um die 'Gorch Fock'! Wie erst jetzt bekannt wurde, gehen sämtliche Piratenüberfälle vor der Küste Somalias seit 2002 auf das Konto des berühmten Segelschulschiffes der Bundeswehr.
"Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die 'Gorch Fock' unzählige Male die Totenkopfflagge gehisst und Schiffe der unterschiedlichsten Nationen angegriffen hat", stellte der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) in einem Ergänzungsbericht fest. "Und das ohne Kaperbrief! Im Nachhinein ist es sogar logisch, dass es keine Somalier waren. Denn die sind viel zu sehr mit ihrem Bürgerkrieg beschäftigt, um andere Schiffe zu attackieren."
Besatzungsmitglieder, die bei den Überfällen nicht mitziehen wollten, wurden solange unter Druck gesetzt, bis sie klein beigaben. "Unsere Offiziere haben gesagt, das gehört zur Ausbildung", erzählt ein ehemaliger Kadett, der anonym bleiben will. "Wer bei dieser Mutprobe nicht mitmachte, gehörte auch nicht dazu. Wir mussten unsere Gesichter mit Schuhcreme schwarz anmalen, Zivilkleidung tragen und den Namen 'Gorch Fock' verdecken. Dann haben wir jedes Schiff gekapert, das unseren Weg kreuzte."
Mehrfach sollen der Besatzung der 'Gorch Fock' bei ihren Beutezügen auch Geiseln in die Hände gefallen sein, die erst gegen Lösegeldzahlungen wieder freigelassen wurden. Als besonders lukrativ hat sich dabei die Entführung des deutschen Containerschiffs "Hansa Stavanger" im Jahr 2009 erwiesen, für dessen Befreiung die damalige Bundesregierung letztlich 2,75 Millionen Euro Lösegeld zahlte. Zur Zeit versucht der BND aufzuklären, auf welcher Insel die Besatzung der 'Gorch Fock' ihren vermutlich gigantischen Schatz* vergraben hat.
Eine weitere Untersuchung hat jetzt ergeben, dass es sich selbst bei den zehn Piraten, die seit einiger Zeit in Hamburg vor Gericht stehen, um Bundeswehrsoldaten handelt. Deren plattdeutsche Aussagen wurden bislang nur mit einem der vielen somalischen Dialekte verwechselt.
ssi; Foto oben (Felix Koenig, CC2.5), Foto rechts: Wegen der 'Gorch Fock' patroulliert die Bundeswehr im Rahmen der Operation Atalanta im Golf von Aden; Foto links: Zehn mit Schuhcreme schwarz gefärbte Kadetten bei ihrer Festnahme im Jahr 2010.*Schatz lautet ironischerweise auch der Nachname des von zu Guttenberg geschassten Kapitäns.