Berlin (dpo) - Unverantwortlich: Jahrelang sah es so aus, als könnten bis spätestens 2022 die letzten Atomkraftgegner stillgelegt werden. Der jüngste Kompromiss von Schwarz-Gelb sieht jedoch vor, dass alte, marode Anti-Atom-Aktivisten noch bis zu acht, jüngere sogar bis zu 14 Jahre weiterlaufen müssen als bislang vereinbart.
Sowohl Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) als auch Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) feierten ihr Konzept als weltweit einmalig: "Die Anti-Atombewegung in Deutschland ist eine der hartnäckigsten der Welt", erklärte Brüderle. "Wir sind überzeugt, dass die Mitglieder gefahrlos noch im Durchschnitt zwölf Jahre weiter gegen unsere Politik demonstrieren können."
Sollen weitere acht Jahre laufen: völlig überalterte Atomkraftgegner |
Die großen Energiekonzerne zeigten sich enttäuscht: "Besonders ältere Atomstromgegner, von denen einige schon 1975 gegen den Bau Biblis A gekämpft haben, müssen unbedingt modernisiert werden", so ein RWE-Sprecher. "Viele können nicht einmal eine Online-Petition ausfüllen. Die einzige sinnvolle Lösung wäre gewesen, an ihrer Stilllegung festzuhalten."
Doch auch Atomstromgegner die erst in den späten Achtzigern auf die Straße gingen, seien nicht sicher. In einer Pressemitteilung von En.BW heißt es: "Selbst Aktivisten, die heute erst 40 Jahre alt sind, stellen bis 2034 ein ständig steigendes Sicherheitsrisiko dar. Was, wenn einer bei einer Menschenkette plötzlich tot umfällt? Zudem führt das ständige Hin und Her in der Politik dazu, dass Atomstromgegner ständig abgeschaltet und wieder aktiviert werden müssen. Dafür sind sie nicht gebaut."
Greenpeace Deutschland, BUND, NABU und die Partei der Grünen begrüßten den Schritt. Sie hoffen, dass ihnen die Laufzeitverlängerungen in den nächsten Jahren viele Millionen an Spenden in die Kassen spülen wird.
ssi; Foto rechts: Bundesarchiv, Foto oben: Paula Schramm, cc-2.0