Düsseldorf (dpo) - Ben (17) hat es geschafft. Soeben ist er aus der Narkose erwacht und darf sich jetzt nach einer sechsstündigen Operation stolzer Besitzer einer Organtätowierung nennen. "Ich habe mir ein Tribal auf den rechten Lungenflügel tätowieren lassen", erklärt der Berufsschüler zufrieden. "Meine Freunde werden staunen, wenn ich das Krankenhaus in drei Wochen verlassen darf. Und sobald ich 18 bin und das Geld dazu habe, werde ich das Muster auf den linken Lungenflügel ausweiten."
Bens Eltern waren anfangs skeptisch. "Eine Organtätowierung trägt man sein ganzes Leben lang", gab etwa seine Mutter zu bedenken. "Man weiß ja gar nicht, ob einem das Motiv später noch gefällt. Außerdem ist das ja irgendwann auch alles nicht mehr so straff." Erst als Ben ihnen mehrere Klassenkameraden nannte, die sich ebenfalls auf ihren Organen tätowieren ließen, erlaubten seine Eltern den teuren Eingriff.
Cool und trendy: Bens Oberkörper mit Organtätowierung. |
Ben ist wahrlich kein Einzelfall. Allein in diesem Jahr legten sich allein in Deutschland schätzungsweise 1000 Menschen unters Messer und ließen sich aufwendige Bilder auf ihre Organe stechen.
Der Erfindungsgeist kennt dabei keine Grenzen. Sei es ein Einhorn auf der Milz, eine nackte Frau auf der Leber oder der Name des Partners auf dem Darm: Diese und viele andere Motive gehören mittlerweile zum Standardrepertoire der Arzt-Tätowierer-Teams, die die Eingriffe vornehmen. Auch Temptoos auf dem Blinddarm werden gerne genommen.
Die Ursprünge der Organtattookunst sind allerdings nicht in der Jugendkultur, sondern in der traditionellen Seefahrt zu suchen. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließen sich Seeleute häufig einen Oberarm auf ihr Herz tätowieren.
ssi; Foto oben: Ralf Roletschek, GNU-1.2 Foto rechts: Per Eric Strandberg, cc-2.5; Erstveröffentlichung: 6.9.10