Paris (dpo) - Obwohl die französische Regierung wegen der Abschiebung von über 8000 Roma nach Rumänien und Bulgarien heftiger Kritik seitens der EU ausgesetzt war, ist jetzt eine neue zugewanderte Minderheit ins Visier der gaullistischen Regierungspartei UMP geraten: Halbungarn mit griechischen Vorfahren.
Bereits in den frühen Morgenstunden stürmten Polizisten ein illegales Lager im Pariser Elysée-Palast und konnten dabei Nicolas S., einen Halbungarn mit griechischen Vorfahren, in Abschiebehaft nehmen. Anschließend wurde er umgehend zusammen mit seiner italienischen Gattin nach Halbungarn ausgeflogen.
Innenminister Brice Hortefeux meldete heute auf einer Pressekonferenz stolz Vollzug: "Damit sind alle uns bekannten in Frankreich lebenden Halbungarn mit griechischen Vorfahren ausgewiesen." Hortefeux betonte: "Es handelt sich hierbei keineswegs um ethnische Diskriminierung oder Rassismus, aber wir wissen doch alle: Niemand braucht Halbungarn mit griechischen Vorfahren. Sie leben auf Staatskosten, sie schaden dem Ansehen der 'Grande Nation' und sie bedrohen den sozialen Frieden."
Menschenrechtler fühlen sich hin- und hergerissen, wie sie auf die neuerliche Abschiebung reagieren sollen: "Die Situation der Halbungarn mit griechischen Vorfahren ist ähnlich wie die der Roma", erklärt Volker Beck, der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag. "In beiden Gruppen zählt die Familie unglaublich viel. Zudem handelt es sich um EU-Bürger, die eigentlich nicht abgeschoben werden dürften." Allerdings, so Beck weiter, ist es sehr unwahrscheinlich, dass gegen die Abschiebung der Halbungarn - ähnlich wie bei den Roma - Zehntausende auf die Straße gehen werden.
ssi; Foto rechts: Landete heute mittag in Halbbudapest: Erster und einziger aus Frankreich abgeschobener Halbungar mit seiner ausländischen Gattin; Foto links (Eric Pouhier, cc-2.5): Hier befand sich die frankreichweit größte Ansammlung von Halb-Ungarn mit griechischen Vorfahren: Elysée-Palast.