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Olaf Scholz im Interview: "Ach, ist der G20-Gipfel schon vorbei?"

Nach den schweren Ausschreitungen am Rande des G20-Gipfels steht Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz schwer in der Kritik. Doch im Interview mit dem Postillon gibt sich der SPD-Politiker entspannt:

Postillon: Herr Scholz, vielen Dank, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben. Immerhin dürfte die Nachbearbeitung des G20-Gipfels gerade Ihre Zeit ziemlich beanspruchen.
Scholz (erstaunt): G20-Gipfel? In Hamburg? Ach, das war an diesem Wochenende! Ist der denn schon wieder vorbei?
Postillon: Hmm… Es sieht ganz so aus, als hätten Sie recht gehabt, als Sie sagten: "Es wird Leute geben, die sich am 9. Juli wundern werden, dass der Gipfel schon vorbei ist."
Scholz: Sehen Sie! So ein G20-Gipfel in einer Großstadt wie Hamburg ist ja auch kein Problem. G20-Gipfel ist wie Hafengeburtstag – nur ohne Hafen und Geburtstag, dafür mit Demonstrationen, Wasserwerfern, Krawallen, Plünderungen, Polizeieinsätzen...
Postillon: Stichwort Polizei: Beobachter kritisieren, dass die Polizei in der Nacht von Freitag auf Samstag lange Zeit nicht präsent genug war.
Scholz: Das stimmt nicht. Die Polizei war mit 19.998 Einsatzkräften vor der Elbphilharmonie präsent, wodurch unsere ausländischen Staatsgäste sowie die Crème de la Crème der Hamburger Bürgerschaft bestens vor Randalierern geschützt waren. Zusätzlich wurde eine Zweier-Streife damit beauftragt, im Schanzenviertel nach dem Rechten bzw. in diesem Fall nach dem Linken zu sehen (lacht).
Postillon: Aber genau dort eskalierte die Lage. Schaufenster gingen zu Bruch, Läden wurden geplündert. Autos gingen in Flammen auf...
Scholz: ...wodurch sich die Parkplatzsituation in der Innenstadt deutlich verbessert hat. Wieder ein Wahlversprechen abgehakt. Außerdem habe ich sofort reagiert. Als ich hörte, dass überall in der Stadt Autos brennen, habe ich sofort eine zusätzliche Streife zur Bewachung meiner Dienstlimousine abgestellt.
Postillon: Die Polizei hat in der Nacht zusätzliche Einsatzkräfte angefordert – obwohl bereits 20.000 Polizisten im Einsatz waren. Heißt das, die Gefahr wurden unterschätzt?
Scholz: Welche Gefahr? So ein G20-Gipfel ist doch keine große Sache. Den stemmt eine Weltstadt wie Hamburg doch mit Links bzw. in diesem Fall gegen Links (lacht wieder). Wir haben doch auch regelmäßig den Hafengeburtstag. Hamburg schafft ja auch den Andrang vor dem Miniaturwunderland und dem Musical-Dauerbrenner König der Löwen.
Postillon: Sie denken also nicht über einen Rücktritt nach?
Scholz: ICH?! Also bitte, ich hatte doch mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun. Zu dem Zeitpunkt, als diese sogenannten Krawalle waren, saß ich friedlich in der Elbphilharmonie und habe mit erlesensten Gästen aus aller Welt mit Champagner angestoßen. Das kann jeder bezeugen.
Postillon: Die Menschen erwarten aber Konsequenzen.
Scholz: Keine Sorge. Wir suchen bereits fieberhaft nach einem Beamten im Mittleren Dienst, der die Verantwortung übernehmen und zurücktreten wird.
Postillon: Was sagen Sie zu den vielen 10.000 Demonstranten, die anständig geblieben sind. Haben Sie die nicht auch im Stich gelassen?
Scholz: Die haben ja gegen den Gipfel demonstriert und damit auch gegen mich. Die haben mich also zuerst im Stich gelassen. Das haben sie jetzt davon.
Postillon: Hmm… Wie lauten Ihre abschließenden Worte?
Scholz: Wir haben unsere Lehren gezogen und machen beim nächsten G20-Gipfel alles besser. Leider findet er 2018 in Buenos Aires statt, aber ich habe bereits Hamburgs Bewerbung für 2019 eingereicht.
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