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"Läuft doch astrein": Erdogan-Wähler aus Tübingen kann immer noch auf Wikipedia zurückgreifen

Tübingen (dpo) - "Das ist mal wieder typisch Anti-Erdogan-Propaganda", seufzt Deniz Günay genervt, während er mobil auf seinem Smartphone surft. Der Grund für seine Aufregung: Entgegen Medienberichten, denen zufolge die türkische Regierung das Online-Lexikon Wikipedia hat sperren lassen, ist die Seite für den gebürtigen Tübinger und Erdogan-Wähler völlig normal aufrufbar.

"Wenn es um Erdogan geht, melden deutsche Medien ständig so einen Schwachsinn", beklagt sich der 29-Jährige. "Von wegen Sperre! Ich bin selbst Türke und bei mir läuft Wikipedia astrein. Aber nein, Hauptsache unser Präsident wird schlecht dargestellt!"
Der Inhaber einer doppelten Staatsbürgerschaft klickt testweise ein paar Artikel: "Wikipedia auf Türkisch, Wikipedia auf Englisch, Wikipedia auf Deutsch: alles noch da!" Selbst die angeblich schon vorher gesperrten türkischen Wikipedia-Einträge zu "Penis", "Hodensack", "Vulva", "Vagina" und den "Umfragen zur Türkei-Wahl 2015" seien ganz normal verfügbar.
Trotz aller Unkenrufe in der deutschen Presse ist Günay, der beim Referendum in einem Stuttgarter Wahllokal für Erdogans Verfassungsänderungen stimmte, mit seiner Wahl sehr zufrieden. "Anders als alle behauptet haben, hat Erdogan mir noch kein einziges meiner Rechte weggenommen. Mir geht es gut, ich führe ein Leben frei von Angst vor politischer Verfolgung – von einer Diktatur kann gar keine Rede sein!"
Günay klickt gedankenverloren auf einen weiteren Wikipedia-Artikel. "Das ist ja auch Bullshit hier: 'Da steht, dass es im Inneren der Sonne über 15 Millionen Grad heiß ist'. Ich sitz gerade in der Sonne und es hat höchstens 12 Grad oder so."
ssi, dan; Foto: Shutterstock
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