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"Selbst für uns zu unrealistisch": RTL lehnt Drehbuch ab, in dem Täter Sprengstoffanschlag auf Mannschaftsbus von Bundesliga-Team verübt, um auf sinkende Aktien zu wetten

Köln (dpo) - "Das nimmt uns doch kein Schwein ab!" Mit diesen Worten lehnte die Programmdirektion des Privatsenders RTL heute ein Krimi-Drehbuch ab, in dem ein zuvor nie straffällig gewordener Elektroingenieur einen Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus einer Bundesliga-Mannschaft verübt, um dann aus sinkenden Aktienkursen des Vereins Gewinn zu schlagen.

"Die ganze Story ist viel zu unrealistisch", erklärt Programmdirektor Frank Mannhoff dem aufstrebenden Drehbuchautoren Moritz Fink (31), der mit gesenktem Haupt vor ihm sitzt. "Ein deutsch-russischer Elektroingenieur sprengt den Mannschaftsbus eines Champions-League-Teilnehmers und versucht, möglichst viele Spieler zu ermorden? Wegen ein paar 100.000 Euro? So eiskalt und bescheuert ist doch niemand! Das nimmt uns kein Schwein ab. Ich hab nix gegen Fiktion, aber das muss in sich irgendwie schlüssig sein."
Wäre der Film verwirklicht worden, hätte er wohl den alleinerziehenden Polizisten gespielt, der die Tat letztlich aufklärt: Hannes Jaenicke
Schon der Vorlauf der Geschichte sei nicht plausibel. "Dass der Täter einen islamistischen Anschlag vortäuscht, um seine Börsenmanipulation zu verschleiern, ist zwar theoretisch gesehen ein netter Plot-Twist, aber ich bezweifle, dass in der Realität jemand so weit denken würde. Außerdem verwirrt das unser Publikum nur unnötig. Nicht vergessen, wir sind hier bei RTL."
Auch der Teil mit der Spekulation auf fallende Aktienkurse würde das RTL-Publikum intellektuell überfordern. "Das können Sie meinetwegen ARTE vorschlagen, wenn Sie da unbedingt Kapitalismuskritik reinbringen wollen."
Zudem würde der Film zumindest in der Form den zeitlichen Rahmen sprengen: "Also diesen ganzen Mist mit den verschiedenen Fährten ins linksextremistische und ins rechtsextremistische Milieu müsste man streichen. Sonst ist man schnell bei 140 Minuten und mehr."
Immerhin gab Mannhoff dem hoffnungsvollen Autoren ein paar gute Tipps für die Zukunft mit auf den Weg: "Halten Sie es beim nächsten Mal einfach simpel, bringen Sie nix, was es in Wirklichkeit nicht auch geben könnte und... ach ja, und Titten natürlich. Wenn Sie keine Rolle für eine scharfe Nebendarstellerin einplanen, dann können Sie es sowieso vergessen."
fed, ssi, dan; Foto oben: Shutterstock, Foto unten: Rene Teichmann / Shutterstock
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