Berlin (dpo) - "Warum zahlen wir den Griechen ihre Luxus-Renten?", "Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen!", "Kanzlerin, stoppen Sie die Abzock-Griechen!" – Bild-Schlagzeilen wie diese scheinen System zu haben. Doch "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann ist nach eigener Aussage bislang noch völlig im Unklaren, wie er den über Jahre hinweg von seiner Zeitung geschürten Hass auf die Griechen sinnvoll einsetzen soll.
"Irgendwann um 2010 rum haben wir gemerkt, dass es total leicht geht, auf ein Volk einzutreten, das bereits am Boden liegt", so Diekmann. "Und unseren Lesern, die ja prinzipiell nicht viel von Ausländern halten, hat's gefallen." Deshalb habe man die "Pleite-Griechen" neben Muslimen, Hartz-IV-Empfängern, Migranten, Russen und Linken zum sechsten Feindbild der "Bild"-Leser aufgebaut. Warum, das weiß er bis heute noch nicht so genau.
Es sei schlicht alles zu einfach gegangen, so Diekmann. Logik oder wirtschaftliche Zusammenhänge seien praktischerweise völlig irrelevant gewesen. So sei sein Blatt nun in der komfortablen Situation, gleichzeitig zu fordern, man solle Griechenland pleitegehen lassen ("Raus mit euch und eurem Grixi-Graxi!"), während die signalisierte Bereitschaft der griechischen Regierung, notfalls pleitezugehen, jederzeit als eiskalte Erpressung verurteilt werden kann ("Tsipras erpresst die EU eiskalt!").
Doch wofür all der Hass letztlich gut sein soll, weiß Diekmann selbst nicht. "Klar, Auflagensteigerung. Aber sonst? Für einen Krieg gegen Griechenland reicht’s einfach noch nicht." Vielleicht könnte man daraus noch mehr Kapital schlagen, so Diekmann, indem man eine Volks-Griechenland-Fahne zum Verbrennen im "Bild"-Shop anbiete. Oder man könnte warten, bis der erste Grieche von einem wütenden Mob durch die Straßen gehetzt wird und dann eine vielumjubelte Solidaritätsbekundung mit Griechenland veröffentlichen ("Keine Pauschalurteile über Griechen!").
Der Bild-Chef zuckt mit den Schultern: "Was soll's? Irgendwann wird sich schon noch zeigen, wofür das alles gut war."
ssi, dan; Foto oben: © dpa - Picture-Alliance, Foto rechts: BILDblog
"Irgendwann um 2010 rum haben wir gemerkt, dass es total leicht geht, auf ein Volk einzutreten, das bereits am Boden liegt", so Diekmann. "Und unseren Lesern, die ja prinzipiell nicht viel von Ausländern halten, hat's gefallen." Deshalb habe man die "Pleite-Griechen" neben Muslimen, Hartz-IV-Empfängern, Migranten, Russen und Linken zum sechsten Feindbild der "Bild"-Leser aufgebaut. Warum, das weiß er bis heute noch nicht so genau.
Warum? Weil "Bild" es kann. |
Doch wofür all der Hass letztlich gut sein soll, weiß Diekmann selbst nicht. "Klar, Auflagensteigerung. Aber sonst? Für einen Krieg gegen Griechenland reicht’s einfach noch nicht." Vielleicht könnte man daraus noch mehr Kapital schlagen, so Diekmann, indem man eine Volks-Griechenland-Fahne zum Verbrennen im "Bild"-Shop anbiete. Oder man könnte warten, bis der erste Grieche von einem wütenden Mob durch die Straßen gehetzt wird und dann eine vielumjubelte Solidaritätsbekundung mit Griechenland veröffentlichen ("Keine Pauschalurteile über Griechen!").
Der Bild-Chef zuckt mit den Schultern: "Was soll's? Irgendwann wird sich schon noch zeigen, wofür das alles gut war."
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