Greensboro (dpo) - In den USA ist es erneut zu einem aufsehenerregenden Vorfall zwischen einem Polizisten und einem afroamerikanischen Bürger gekommen. Bei einer Polizeikontrolle in Greensboro im Bundesstaat North Carolina wurde der 29-jährige Dwayne Harris offenbar weder erschossen noch brutal zusammengeschlagen. Die US-amerikanische Öffentlichkeit rätselt über die Motive des Beamten, der gleich mehrere Gelegenheiten zur Gewaltanwendung tatenlos verstreichen ließ.
Ersten Informationen zufolge war Harris, der gerade seine Tochter vom Kindergarten abholen wollte, völlig unbewaffnet, als er am Freitag gegen 15 Uhr Ortszeit mit seinem dunkelblauen Ford Escort in die Verkehrskontrolle geriet. Dennoch machte der Polizeibeamte Michael Barth (44) weder Gebrauch von seinem Taser noch von seiner Dienstwaffe und verzichtete auch sonst auf jegliche Form von Gewalt.
Blieb völlig unversehrt: Harris |
"Ich ging davon aus, dass die Situation gleich eskalieren würde und hielt mit meiner Handykamera drauf“, berichtete ein Augenzeuge dem Fernsehsender NBC. Erst der freundliche Blick des Polizisten und die ausbleibenden Schüsse hätten ihm gezeigt, dass irgendetwas nicht stimmte. "Ich dachte mir dann, es könnte sich bei der kontrollierten Person vielleicht um einen weißen Mann mit einem schwarzen Ganzkörpertattoo handeln; das hätte die Situation erklärt", so der Zeuge. "Aber der war eindeutig schwarz. Selbst als er in sein Handschuhfach griff, um seinen Führerschein herauszuholen, blieb der Polizist gelassen."
Warum Barth vom seit Jahrzehnten gewohnten Ablauf der Verkehrskontrolle Schwarzer abwich, ist bislang ungeklärt. Die Polizeigewerkschaft kritisierte die Leichtsinnigkeit des Beamten inzwischen scharf.
Nach Auskunft der örtlichen Polizeidirektion wird Michael Barth auf unbestimmte Zeit in den Innendienst versetzt, wo er über sein Verhalten nachdenken kann.
sge, dan, ssi; Fotos: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 4.5.16