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Trendforscher: Gegen den Mainstream zu sein ist inzwischen voll Mainstream

Berlin (dpo) - Lange war es nur Underground-Wissen, jetzt ist es offiziell: Wer sich gegen den politischen, kulturellen und medialen Mainstream ausspricht, legt - oft ohne es zu wissen - ein Verhalten an den Tag, das inzwischen voll im Mainstream angekommen ist. Das haben Trendforscher der Freien Universität Berlin herausgefunden.

Demnach kritisieren inzwischen rund 91 Prozent der deutschen Bevölkerung regelmäßig den Massengeschmack, ohne zu merken, dass sie damit gedankenlos einem vorherrschenden Trend hinterherrennen. "Die Verachtung des Mainstreams ist so weit verbreitet, dass sie inzwischen quasi als spießig und bürgerlich angesehen werden muss", erklärt Trendforscher Jan-Malte Koschwitz. "Da hilft es auch nichts, wenn manche Mainstream-Kritiker behaupten, sie seien schon gegen den Mainstream gewesen, bevor es Mainstream war."
Wer sich als Individualist vom mainstream-verachtenden Mainstream absetzen wolle, müsse sich daher bewusst am Mainstream orientieren. Koschwitz gibt jedoch zu bedenken: "Wobei man sich auch fragen muss, ob der Mainstream noch als Mainstream bezeichnet werden kann, wenn die Mehrheit dagegen ist."
So oder so: Erst in ein paar Jahren, wenn für den Mainstream zu sein wieder im Mainstream angekommen ist, wird es wohl wieder hip sein, den Mainstream zu verachten.
ssi, dan; Foto oben: © eyetronic - Fotolia.com; Erstveröffentlichung: 7.4.15
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