Brüssel (dpo) - Alles eine Frage des Finetunings? Europäische Minister und Vertreter der EU müssen nach den jüngsten Bootsunglücken im Mittelmeer einmal mehr bei der Seenotrettung von Flüchtlingen nachjustieren. Die wackeren Diplomaten haben die anspruchsvolle Aufgabe, die perfekte Zahl an ertrunkenen Menschen vor Europas Küste pro Jahr zu ermitteln.
Das Dilemma: Lässt man zu viele in Seenot geratene Flüchtlinge tatenlos ertrinken, schadet das dem Image der EU, die dann sogar gezwungen sein könnte, ihren prestigeträchtigen Friedensnobelpreis zurückzugeben. Lässt man jedoch zu wenige ertrinken, könnte das noch mehr verzweifelte Menschen dazu motivieren, die lebensgefährliche Überfahrt zu riskieren.
"Und genau da sind wir gerade bei der Feinjustierung", erklärt Innenminister Thomas de Maizière (CDU), der erst gestern zusammen mit Frank-Walter Steinmeier (SPD) an einem Krisentreffen der EU-Außenminister teilnahm.
"Im Jahr 2014 etwa sind nur wenige tausend Afrikaner im Mittelmeer ertrunken. Da blieb zwar die europäische Bevölkerung ruhig, aber leider hatten weitere Flüchtlinge auch nicht genug Angst vor der Überquerung", so de Maizière. Daher habe er sich auch unermüdlich dafür eingesetzt, dass die EU die italienische Marineoperation Mare Nostrum (de Maizière: "Mare Nostrum war als Nothilfe gedacht und hat sich als Brücke nach Europa erwiesen") zugunsten der deutlich weniger umfangreichen FRONTEX-Operation Triton einstellte.
Der deutsche Innenminister, der sich jetzt flexiblerweise sogar eine Neuauflage von Mare Nostrum vorstellen könnte, weiter: "Das war jetzt natürlich auch Pech mit den beiden Booten so kurz hintereinander. Wären die Flüchtlinge besser aufs Jahr verteilt ertrunken, hätte Triton vielleicht ausgereicht. Aber über 1000 in nur einer Woche…" Nun müsse man eben mit dem neuen 10-Punkte-Plan ein wenig nachjustieren. "Punkt 2 stammt übrigens von mir."
Thomas de Maizière: "Das ist wie beim Einstellen eines Radiosenders. Zuviel in die eine Richtung: Rauschen. Zuviel in die andere: Pfeifen. Aber irgendwann trifft man's genau richtig und kann die Europahymne genießen."
Die Europäische Union sowie ihre Außen- und Innenminister geben sich optimistisch, bald die richtige Zahl an Ertrunkenen gefunden zu haben. Die Bevölkerung der EU wird das daran nicht merken, dass die Flüchtlingsdramen dann wieder aus den Schlagzeilen verschwunden sind.
ssi, dan; Foto oben: Noborder Network, CC BY 2.0,
Das Dilemma: Lässt man zu viele in Seenot geratene Flüchtlinge tatenlos ertrinken, schadet das dem Image der EU, die dann sogar gezwungen sein könnte, ihren prestigeträchtigen Friedensnobelpreis zurückzugeben. Lässt man jedoch zu wenige ertrinken, könnte das noch mehr verzweifelte Menschen dazu motivieren, die lebensgefährliche Überfahrt zu riskieren.
"Und genau da sind wir gerade bei der Feinjustierung", erklärt Innenminister Thomas de Maizière (CDU), der erst gestern zusammen mit Frank-Walter Steinmeier (SPD) an einem Krisentreffen der EU-Außenminister teilnahm.
Muss außerdem den Fremdenfeindlichkeits-Koeffizienten der Deutschen seit PEGIDA mit in seine Berechnung einbeziehen: de Maizière |
Der deutsche Innenminister, der sich jetzt flexiblerweise sogar eine Neuauflage von Mare Nostrum vorstellen könnte, weiter: "Das war jetzt natürlich auch Pech mit den beiden Booten so kurz hintereinander. Wären die Flüchtlinge besser aufs Jahr verteilt ertrunken, hätte Triton vielleicht ausgereicht. Aber über 1000 in nur einer Woche…" Nun müsse man eben mit dem neuen 10-Punkte-Plan ein wenig nachjustieren. "Punkt 2 stammt übrigens von mir."
Thomas de Maizière: "Das ist wie beim Einstellen eines Radiosenders. Zuviel in die eine Richtung: Rauschen. Zuviel in die andere: Pfeifen. Aber irgendwann trifft man's genau richtig und kann die Europahymne genießen."
Die Europäische Union sowie ihre Außen- und Innenminister geben sich optimistisch, bald die richtige Zahl an Ertrunkenen gefunden zu haben. Die Bevölkerung der EU wird das daran nicht merken, dass die Flüchtlingsdramen dann wieder aus den Schlagzeilen verschwunden sind.
ssi, dan; Foto oben: Noborder Network, CC BY 2.0,