Hamburg (dpo) - Der 44-jährige Postbeamte Günter Teisen hat es nicht leicht. Nur weil er rein zufällig aussieht wie der frühere Reichskanzler und Diktator Adolf Hitler (1889-1945), wird er von seinen Kollegen gemobbt und gemieden. Außerdem erlaube ihm sein Arbeitgeber keinerlei Kundenkontakt. Ist in unserer vermeintlich toleranten Gesellschaft wirklich kein Platz für einen, der dem grausamsten Massenmörder aller Zeiten bis aufs Haar gleicht?
Teisen, der das 'R' besonders hart betont, weil ihm präzise Sprache sehr wichtig ist, kann nicht verstehen, warum ihn seine Kollegen ausgrenzen: "Manchmal, wenn ich morgens beim Rasieren in den Spiegel blicke, werde ich ganz traurig. Was kann ich denn dafür, dass ich genau so aussehe wie ich aussehe? Mein Vater sah schon aus wie Hitler, mein Großvater sah aus wie Hitler. Und Hitler selbst sah übrigens aus wie mein Urgroßvater."
Hadert mit seinem Schicksal: Günter Teisen |
Doch nicht nur bei der Arbeit wird Teisen diskriminiert. Auch ganz alltägliche Behördengänge oder der Einkauf im Supermarkt sind für ihn ein Spießrutenlauf. Überall wird er angestarrt, angepöbelt oder ausgelacht. Applaus bekommt er nur von einigen Ewiggestrigen, mit denen er nichts zu tun haben will. An einen Spaziergang im eher links angehauchten Schanzenviertel oder auf St. Pauli sei gar nicht erst zu denken.
Dabei ist dem Postbeamten rechtes Gedankengut fremd. "Ich wähle, solange ich denken kann, die SPD", so Teisen nachdenklich, während er mit einem Kamm seinen Seitenscheitel akkurat nachzieht. In die Partei eintreten konnte er jedoch nie, weil die Genossen nichts mit ihm zu tun haben wollten.
Immerhin, Teisen hofft, dem ganzen Trubel in Büro und Alltag schon bald wenigstens für kurze Zeit entfliehen zu können. Ab nächster Woche hat er Urlaub und plant eine Reise nach Israel, um im "Heiligen Land" wieder neue Kraft zu schöpfen.
ssi; Foto oben: Bundesarchiv, CC BY-SA 3.0; Erstveröffentlichung: 8.8.13