Berlin (dpo) - Wie erst jetzt bekannt wurde, haben die Lokführer am Dienstagmorgen von sechs bis acht Uhr für höhere Löhne und gleiche Bezahlung gestreikt. Die Arbeitsniederlegung wurde von einem Großteil der Pendler jedoch nicht bemerkt, weil viele die Verzögerungen von bis zu drei Stunden für die üblichen Verspätungen der Deutschen Bahn hielten.
"Es war ein kalter Wintermorgen", sagt etwa Ulrich K., der täglich zwischen Bielefeld und Steinhagen pendelt. "Alles andere als zwei Stunden Verspätung wegen vereister Züge hätte mich da mehr als verwundert." An einen möglichen Arbeitskampf habe er daher keinen Gedanken verschwendet.
Bis auf einige rollende Büsche ohnehin leer: Berliner S-Bahn-Station |
Auch die S-Bahnen in Berlin wurden weitgehend unbemerkt bestreikt. "Ich kenne niemanden, der sich überhaupt noch an die Gleise stellt und auf eine S-Bahn wartet", so ein Kioskbesitzer am S-Bahnhof Potsdamer Platz. "Die meisten Berliner S-Bahn-Lokführer dürften noch nicht einmal etwas von dem Streik mitbekommen haben."
Die Lokführergewerkschaft GDL hat inzwischen aus der mangelnden öffentlichen Wahrnehmung Lehren gezogen und angekündigt, die nächsten Streiks im engen Zeitfenster zwischen Anfang April und Ende Mai durchzuführen, wenn es weder aufgrund großer Kälte noch wegen einer Hitzewelle zu Ausfällen kommt – vorraussichtlich.
ssi; Foto oben: Sebastian Terfloth, CC-SA-2.5, Foto rechts: Jcornelius, CC3.0