Berlin (dpo) - Es ist eine medizinische Sensation, die ihresgleichen sucht: Chirurgen der renommierten Berliner Charité ist es erstmals gelungen, einen kompletten Menschen zu transplantieren. Sowohl der Empfänger (93) als auch der Spender (31) des verpflanzten Körpers überstanden die als äußerst kompliziert geltende Prozedur, ohne auch nur eine Narbe davonzutragen.
Sens vor, Stützer nach der OP |
"Theobald Sens (93) hätte ein neues Herz, neue Nieren, zwei Lungenflügel und künstliche Bandscheiben gebraucht. Außerdem litt er an schwerem Alzheimer", erklärte Dr. Max Waldner, der die Operation leitete. "Da haben wir uns überlegt, dass es das Beste wäre, gleich einen ganzen Menschen zu transplantieren. Zum Glück stand uns mit dem 31-jährigen Frank Stützer ein geeigneter und gesunder Ganzkörperspender zur Verfügung."
In einer mehrstündigen Operation gelang es den Ärzten dann, den vollständigen Körper des todkranken Theobald Sens mit chirurgischer Präzision vom Operationstisch zu entfernen und dann durch den Spenderkörper zu ersetzen.
Sens nach, Stützer vor der OP |
"Die kritischste Phase war für uns, als wir den leeren OP-Tisch vor uns hatten", schilderte Dr. Waldner dem Postillon. "Uns beschlichen Zweifel, ob wir wirklich einen ganzen Menschen in dieses Nichts einsetzen können." Auch habe man nicht sicher sein können, ob der neue Körper sich nicht wieder abstoße.
Doch es gelang. Bereits eine Stunde nach der Prozedur kam Sens zu sich. "Ich fühle mich bestens", so der 93-jährige. "Allerdings kann ich mich nicht an mein früheres Leben erinnern, da ich mit meinem neuen Körper auch alle Erinnerungen des Ganzkörperspenders übernommen habe. Sie dürfen mich übrigens auch gerne Frank nennen."
Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus plant Sens, schnellstmöglich wieder in sein altes Leben zurückzukehren, das, wie ihm die Ärzte mitteilten, darin besteht, gemeinsam mit seiner 89-jährigen Gattin Agnes das Rentnerdasein zu genießen.
ssi; Fotos unten: Shutterstock; Erstveröffentlichung: 26.8.10